Esther Vorwerk, André Veigas P. & Martian M. Mächler - rest without a name (on ruins)
Sound work 25'00'', in loop, on headphones;
Transparent window color on window;
Reader with transcription of the text spoken in English, full text translations in German and English & a bibliography of references;
Martian M. Mächler - prelude 6 (eine Adaption und Übersetzung)
2023
EN
How many voices does a solo consist of? How do these voices sound in different resonant bodies? At what point do several voices
become one giant body? What is the scale of a name? Ten thousand eyes - appearing as one - meet the two-eyed gaze, whilst being watched by
desiccating spotlights. The lights go out, and there are sparks and a many-voiced belly grumbles. Who is present on stage?
Poly Phem lives on an island with a rocky landscape, seemingly
alone. Poly Phem is a porous two-eyed cyclops, a water flea, an I, many bellies, supposedly a solo, friends with sheep and egg-laying. Poly Phem are many. Many who do not want to be named and yet are named again and again. They are incredibly small and gigantically big at the same time. They try to answer an open call, that quietly came from somewhere unknown. In
response they compose a letter to explore their anger. They patiently apply colors to their countless eyelashes and listen to the voices inside them - a choir that speaks in consonants, having declared the simple disappearance of vowels.
In 2022 the jury of zentral! awards the Preis der Kunstgesellschaft Luzern 2022 to Martian M. Mächler. The prize is related to the exhibition Solo during zentral! in 2023. In collaboration with Esther Vorwerk and André Veigas P., they collaborate on a sound and text work that uses Mächler’s prelude 6 (eine Adaption und Übersetzung) from 2022 as a starting point.
Esther Vorwerk, André Veigas P. and Martian M. Mächler
interweave collaboratively produced texts and sounds to a composition,
developing a shared space of relational listening that questions the concept of the self in its most singular sense - refering to forms of porosity,
ambiguity and polyphony.They work with somatic methods of writing and focus on relational and anti-essentialist practices of listening.
They think about questions of dependency in collaborations looking for a more gentle, considerate, caring way of working together. They also
address this in their artistic work. In their working process they bring together perspectives from many different artists and thinkers such as Sara Ahmed, Anne Carson, Lucas Crawford, Aio Frei, Franziska Koch, Pauline Oliveros, Linda Stupard, Isabel Waidner and Monique Wittig.
DE
Wie viele Stimmen hat ein Solo? Wie klingen diese Stimmen in unterschiedlichen Resonanzräumen? Wann werden mehrere Stimmkörper zu einem Riesenkörper? Was ist der Massstab eines Namens? Unter
austrocknenden Scheinwerferblicken treffen zehntausend Augen, die als
ein Auge erscheinen, auf den zweiäugigen Blick – es wird dunkel, es
funkelt und es grummelt ein vielstimmiger Bauch. Wer steht auf der Bühne?
An einem inselhaften Ort mit steiniger Landschaft lebt Poly Phem. Scheinbar allein. Poly Phem ist ein poröser zweiäugiger Zyklop, ein Wasserfloh, ein Ich, viele Bäuche, ein vermeintliches Solo, mit Schafen befreundet und eierlegend. Poly Phem sind viele. Viele, die nicht benannt werden
wollen und trotzdem immer wieder bezeichnet werden. Viele sind zugleich winzigklein und gigantisch gross. Sie versuchen einem Open Call zu
antworten, der leise von irgendwo kam, verfassen ein Antwortschreiben, um ihre Wut zu erkunden. Sie tragen geduldig Farben auf ihre unzähligen Wimpern auf und lauschen den Stimmen in ihrem Innern, die - geprägt von Kakophonie und Dissonanz - ausschliesslich in Konsonanten sprechen, da sie schlichtweg den Vokalen entsagt haben.
Im Jahr 2022 erhält Martian M. Mächler den Ausstellungspreis der Kunstgesellschaft Luzern. Der Preis ist mit der Ausstellung Solo während zentral! im Jahr 2023 verbunden. Mächler entwickelt hierfür in Zusammenarbeit mit Esther Vorwerk und André Veigas P. eine Soundarbeit, die Mächlers prelude 6 (eine Adaption und Übersetzung) von 2022 weiterdenkt. In der kompositorischen Verwebung der kollaborativen Text- und Klangproduktion erarbeiten die drei einen gemeinsamen Raum des relationalen Zuhörens, der die Abgeschlossenheit eines Selbst in Frage stellt und auf Formen der Porosität, Mehrdeutigkeit und Vielstimmigkeit verweist.
Die drei beschäftigen sich innerhalb ihrer Zusammenarbeit mit somatischen Methoden des Schreibens und setzen an relationalen und anti-essentialistischen Praxen des Zuhörens an. Sie denken über Fragen der Abhängigkeit in Kollaborationen nach, suchen nach einer sanften, rücksichtsvollen, fürsorglichen gemeinsamen Arbeitsweise und thematisieren dies in ihrem künstlerischen Arbeiten. In ihrem Prozess fliessen Perspektiven vieler verschiedenen Künstler:innen und Denker:innen wie u.a. Sara Ahmed, Anne Carson, Lucas Crawford, Aio Frei,Franziska Koch, Pauline Oliveros, Linda Stupard, Isabel Waidner und Monique Wittig mit ein.
Die Ausstellung Solo Martian M. Mächler mit Esther Vorwerk & André Veigas P. wurde von Susanne Gerber kuratiert und wurde grosszügig unterstützt von Kulturförderung Kanton Schwyz, Kanton Zürich Fachstelle Kultur, Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung